Ein bis zweimal in der Woche ertönen laute Roll- und Schleifgeräusche in Berliner Hinterhöfen. Verursacher sind nicht Touristen mit Trolleys, sondern Mitarbeiter der Berliner Entsorgungsunternehmen. Sie ziehen die großen und meist übervollen Müllbehälter mühsam zum wartenden Müllwagen vor der Haustür – ein echter Knochenjob. Wurde der Inhalt vom Müllwagen geschluckt, ist auch schon wieder Platz in den verschiedenen Tonnen für neue Abfälle der Berlinerinnen und Berliner. Die Müllmänner, mittlerweile auch Müllwerker genannt, und ihre Kollegen in den Führerhäusern der Mülllastwagen stehen bei der Abfallentsorgung noch immer an vorderster Front. Doch was passiert, nachdem der Müll der Berlinerinnen und Berliner im Müllwagen verschwunden ist? Aus dem Auge, aus dem Sinn könnte man meinen, doch hinter den Kulissen der Müllentsorgung verbirgt sich ein hochtechnologisches System, das vor allem mit Hilfe vieler Fachleute für gute Mülltrennung, erfolgreiche Wiederverwertung und umweltschonende Entsorgung sorgt – auch in Berlin.
Wer macht was?
In der Hauptstadt ist die Berliner Stadtreinigung (BSR) für die Entsorgung aller Abfälle aus privaten Haushalten zuständig, mit zwei Ausnahmen: Verpackungsabfälle (Gelbe Tonne bzw. Gelber Sack) und Papier/Pappe/Karton (blaue Tonne). Die Leerung der Gelben Tonnen wird in Berlin im Auftrag der Dualen Systeme von der Alba Group übernommen. Beide Unternehmen beschäftigen hochqualifizierte Fachkräfte. Zum Beispiel Fachkräfte für Kreislauf- und Abfallwirtschaft. Diese kümmern sich in erster Linie darum, dass die gesammelten Berliner Abfälle korrekt entsorgt und verwertet werden. Auch Maschinen- und Anlagentechniker arbeiten hinter den Kulissen. Diese sind wiederum dafür zuständig, dass Abfallbehandlungs- und Sortieranlagen ihre Arbeit störungsfrei durchführen können, der Abfall umweltgerecht energetisch verwertet wird oder am Ende des Sortiervorgangs nur sortengleiche Sekundärrohstoffe aus der Anlage kommen.
Ausbildung als Rezept gegen Fachkräftemangel
Damit die Hauptstadt bei den Themen Mülltrennung, Abfallentsorgung und Recycling noch besser wird, sorgen die Berliner Unternehmen der Kreislauf- und Abfallwirtschaft vor und bilden ihren qualifizierten Nachwuchs meist selber aus. Gerade jetzt, zum Start des neuen Ausbildungsjahres, ist diese Information besonders für junge Menschen interessant, die im kommenden Jahr ihren Schulabschluss machen. In den Berliner Unternehmen der Kreislauf- und Abfallwirtschaft warten 130 freie Ausbildungsplätze für das Jahr 2013 auf Bewerberinnen und Bewerber. Das hat eine aktuelle Umfrage der Trenntwende bei Berliner Entsorgungsunternehmen ergeben. Diese Ausbildungsplätze werden auch dringend benötigt, denn laut Bundesagentur für Arbeit suchten allein im vergangenen Jahr 19.730 Berliner Jugendliche einen Ausbildungsplatz. Was viele junge Menschen nicht wissen: die Ausbildungsberufe der Berliner Entsorgungsunternehmen sind anspruchsvoll, zukunftsorientiert und abwechslungsreich, und haben so gar nichts mit den gängigen Klischees über Müllabfuhr und Abfallentsorgung zu tun.
Eine Zukunftsbranche
Ein weiteres Ergebnis der Umfrage: Der Bedarf an geeigneten Auszubildenden wird in Zukunft sogar steigen. Beispielsweise sucht die Branche jetzt schon händeringend nach Berufskraftfahrerinnen und -fahrern. Ein Ausbildungsberuf, den es bundesweit und daher auch bei der Berliner Stadtreinigung (BSR) erst seit drei Jahren gibt. Insgesamt bildet die BSR über den eigenen Bedarf hinaus aus. Jährlich erhalten bis zu 70 Jugendliche einen Ausbildungsplatz bei der BSR, gefolgt vom Mitbewerber ALBA Group, der in Berlin jedes Jahr 25 Lehrstellen neu besetzt. Die Trenntwende blickt im aktuellen Themenspezial hinter die Kulissen der Berliner Entsorgungs- und Verwertungsbetriebe, stellt die vielseitigen Ausbildungsplätze vor gibt einen Einblick in den Arbeitsalltag in einer Berliner Sortieranlage.