» Layer schließen

Trenntwende Unsere Stadt. Unser Müll. Die Idee!

Der Plastik-Schock

Matthias Korn lebt in Berlin Prenzlauer Berg und schreibt momentan an seiner Doktorarbeit in Literaturwissenschaften. In einer Selbststudie hat er mehrere Monate auf Plastikprodukte in seinem Alltag verzichtet. Aus der Studie wurde Gewohnheit und bis heute versucht er, ein plastikfreies Leben zu führen. Im Interview mit der Trenntwende erzählt er aus seinem Alltag und gibt wertvolle Tipps für Nachahmer.

Trenntwende: Herr Korn, wie kamen Sie auf die Idee, Plastik aus Ihrem Leben zu verbannen?
Matthias Korn: Von den großen Plastikwirbeln in den Weltmeeren hatte ich schon gelesen. Dann sah ich im Fernsehen die Dokumentation „Plastik über alles“ von Ian Connacher. Dieser Film war ein Schock – und mein Weckruf! Hier können sie sich den Film auf Youtube ansehen: http://www.youtube.com/watch?v=NpFA-0f1MuY

Trenntwende: Was hat Sie so schockiert?
Matthias Korn: Im Film wird gezeigt, dass in diesen Plastikstrudeln das Verhältnis von Plastikteilen zu Plankton 10:1 beträgt. Viele Fische und Seevögel verwechseln diese Partikel mit Nahrung und gehen daran qualvoll zugrunde.

Trenntwende: Wann war der Moment der Eigeninitiative?
Matthias Korn: Am nächsten Morgen ging es los und sofort wurde ich auch mit den ersten kleineren und größeren Problemen konfrontiert. Erst da fiel mir beispielsweise auf, dass in einem Supermarkt fast alle Produkte in Plastik abgepackt sind. Danach machte ich mich auf die Suche nach Alternativen...

Trenntwende: Wie genau funktioniert das? Kann man auf Plastik im Alltag überhaupt verzichten?
Matthias Korn: Es funktioniert so lange bis ich entweder auf ein Produkt nicht verzichten kann (wie zum Beispiel einen Fahrradschlauch) oder ich mich in einem Dilemma befinde: kaufe ich die Bio-Fairtrade-Bananen nicht, nur weil sie in Plastik abgepackt sind? Dann mache ich auch mal eine Ausnahme.

Trenntwende: Ganz ehrlich, wie lange haben Sie durchgehalten?
Matthias Korn: Das Ganze ist eine Art Work in Progress: an die Stelle der teils aufwändigen Suche nach plastikfreien Produkten ist mittlerweile eine gewisse Routine getreten. Ein schöner Nebeneffekt ist, dass das Einkaufen interessanter geworden ist. In den anonymen Supermarkt gehe ich nur noch für zwei, drei Produkte, und unterhalte mich stattdessen mit den Verkäuferinnen und Verkäufern des Bioladenkollektivs.

Trenntwende: Zum Abschluss noch 5 Tipps?

•Man muss nicht gleich alle Plastikprodukte aus dem Haushalt verbannen. Versuchen Sie einfach mal so oft wie möglich keine neuen zu kaufen.
 
•Plastikgeschirr, Babyflaschen und –schnuller können Bisphenol A an den Menschen abgeben. Die Chemikalie wirkt hormonähnlich und steht im Verdacht gesundheitsschädlich zu sein. Besonders bei Kindern sollte also auf Produkte ohne Plastik geachtet werden.
 
•Es gibt Waschmittel, die komplett biologisch abbaubar sind. Beispielsweise das der Firma Zylka auf Olivenölbasis. Dies ist zwar teurer als herkömmliche Waschmittel, aber man benötigt wenig davon. Zudem ist es in einem Baumwollsäckchen erhältlich (zum Beispiel im Wasserkontor in der Bötzowstraße 29, 10407). Statt Duschgel tut’s Seife, und Shampoo gibt es in Glasflaschen oder Aluminiumtuben.

•Jeder sollte Spülmittel und Haushaltsreiniger kaufen, die vollkommen biologisch abbaubar sind. Die Mittel sind übrigens so hochkonzentriert, dass man sie problemlos mit 50 Prozent Wasser verdünnen kann und automatisch 50 Prozent Verpackungsmüll spart. Für Toilette und Bad genügt Essig als Reinigungsmittel, der übrigens in Glasflaschen erhältlich ist.

•Der Ort, wo man einkauft, macht einen großen Unterschied. Käse, Schinken und Fleisch bekommt man im Bioladen oder auf dem Markt in Wachspapier eingewickelt, Yoghurt und Milch in Glasflaschen und Gemüse unverpackt.

Die Fragen stellte Boris Demrovski

Welcher Mülltyp sind Sie?

Testen Sie Ihr Abfallwissen
und machen Sie den
MüllCheck! Acht
knifflige Fragen
warten auf Sie.


Logo von co2online